5. Tour-de-Bier 2008 – Amberg (Brunnenbräu)
Ein Bericht unseres Chronisten Brunnenbräu:
Am 16. Mai 2008 gegen Mittag trafen sich über vierzig Bier-Enthusiasten und Hausbrauer zur mittlerweile fünften Tour-de-Bier – dieses Jahr in Amberg in der Oberpfalz.
Herrliches, sonniges Wetter begrüsste uns in Sulzbach-Rosenberg, dem Nachbarort, auf dem Hof der dortigen Mälzerei IREKS. In einer kurzweiligen und sehr interessanten Führung zeigte uns der Betriebsleiter, Herr Karlauf, die Mälzerei entlang des Weges der Gerstenkörner – von der Annahme der Gerste über die Lagersilos, die Weiche, die Keimkästen, die Darre bis hin zu den Lagersilos des fertigen Malzes bekamen wir alles im Detail erklärt und – mit Ausnahme der laufenden Darre, dort wäre es etwas zu heiss gewesen – auch zu sehen.
Parallel dazu konnte ein Teil der Tourteilnehmer eine interessante Führung durch die historische Altstadt Ambergs genießen, bevor wir uns dann am späteren Nachmittag an der Schiffsbrücke zur gemeinsamen Plättenfahrt einfanden. Auf zwei Plätten – historischen, flachen Transportschiffen – fuhren wir eine Stunde lang über die Vils, genossen wunderschöne Natur, das herrliche Wetter und die Bordverpflegung in Form von einigen Fläschchen Raigeringer Zwicklbier (Brauerei Sterk) und ein wenig Mineralwasser.
Den Abend verbrachten wir im der Schloderer-Bräu, einer kleinen, aber sich gut präsentierenden Gasthausbrauerei.
Der Inhaber, Herr Trautner, dem es an Selbstbewusstsein, aber auch an internationaler Brauer-Erfahrung wahrlich nicht mangelte, spendierte uns zwei Fässer Bier und führte uns in kleinen Gruppen nach und nach alle durch seine Brauerei.
Daneben konnten wir uns auch einen sehr interessanten Vortrag von Herrn Jakob Schmidt über die Bier- und Brauereigeschichte Ambergs anhören, der leider ein kleines bisschen darunter litt, dass er im Schankraum an einigen Plätzen nur sehr schlecht zu verstehen war.
Es war ein schöner Abend und ein feiner Auftakt für die Tour-de-Bier 2008.
Am Sonnabend früh trafen wir uns in Amberg am Busbahnhof zur schon traditionellen Bustour durch die Region. Diesmal fuhren wir zunächst zur Brauerei Orth-Bräu „Zum Fuchsbeck“ in Sulzbach-Rosenberg. „Fuchsbeck“ ist der Hofname, eine Tradition, die sich in der Oberpfalz bis heute gehalten hat. Anfang des 19. Jahrhundert gehörte das Anwesen einem Bäcker mit Namen Fuchs.
Die Brauerei entging Anfang des Jahres nur knapp dem Schicksal entgangen, das sonst kleine Familienbetriebe so oft ereilt. Die Inhaber waren kinderlos geblieben, konnten die Brauerei selbst nicht mehr weiterführen, und Geier in Form großer Brauereien standen schon bereit, den Betrieb aufzukaufen, zu fleddern und dann zu schließen.
Hier war es zum Glück anders gekommen. Armin Ertel, ein Metzgermeister aus dem Ort, ließ sich zum Brauer ausbilden und übernahm das „Orth-Bräu“ im Einvernehmen mit den alten Besitzern, die froh waren, dass die Brauerei weiter existieren konnte. Zusammen mit Freundin, Mutter und Schwester und zwei weiteren Brauern wird der Betrieb nun fortgesetzt – und, wie wir uns vor Ort überzeugen konnten, mit Begeisterung, gutem Service, leckeren Spezialitäten (Saure Bratwürste, hmmmm) und natürlich ausgezeichnetem Bier.
Die nächste Station unserer Bustour war das Hopfenmuseum in Illschwang. Ein alter Hopfenstadel, der nach dem Willen einiger Bürger schon längst abgerissen gehört hätte, war in liebevoller Kleinarbeit renoviert und zu einem kleinen Museum der örtlichen Hopfengeschichte umgebaut worden. Ergänzt durch einen winzigen, aber gepflegten Hopfengarten mit gerade mal 100 Pflanzen bot uns das Museum einen sehens- und liebenswerten Einblick in die regionale bäuerliche Kultur, und Herr Nägerl sen. brachte uns nicht nur das Museum mit seinen lebendigen Schilderungen nahe, sondern er kredenzte uns auch einen leckeren Hopfenschnaps, den hiesigen „Hopfentropf“.
Illschwanger Hopfen aus eben diesem winzigen Hopfengarten würzt Arno Diener das Bier seiner genauso winzigen Hausbrauerei „Am Sudhang“ in Amberg, die wir als nächste Station besuchten. Als reiner Hobbybrauer hatte er begonnen, aber dann 1985 den Schritt zur kommerziellen Brauerei gemacht. Seitdem stellt er für Nachbarn, Freunde und einen kleinen Kundenkreis sein Hausbier regelmäßig her.
Als Arno Diener uns seine Brauerei zeigte, merkten wir, dass hier nicht nur sein Herz für das Bier schlägt, sondern die ganze Familie ebenfalls hinter der Sache steht. Welche Ehefrau lässt denn sonst zu, dass der Familienvater für sein Hobby mal eben hier einen Mauerdurchbruch macht, mal eben dort das Haus ein wenig umbaut, um mehr Bier und mehr Flaschen lagern zu können, im Garten und auf der Terrasse Hopfen anbaut, die Garage als Malzlager benutzt und, und, und…
Wir wurden im Garten des Hauses mit leckerer Hausmannskost bewirtet – Wurst, Gurken, Brot, aber auch Kaffee und Krapfen, und dazu floss das leckere Sudhang-Märzen in Strömen. Frau, Töchter und Besucher – alle schleppten sie einen Zwei-Liter-Siphon nach dem anderen aus dem Keller.
Ein herrlicher Nachmittag, den nichts trüben konnte – nicht einmal das Gewitter, das uns ins Haus und letztlich in den vorgefahrenen Bus hineintrieb. So drängelten wir uns denn mit fast vierzig Personen in das Wohn- und das Esszimmer – und unsere Gastgeber verwöhnten uns weiter!
Der spätere Abend sah uns wieder im Schloderer-Bräu – erneut ließ der Gastgeber dort je ein Fässchen Helles und Dunkles springen, und wir futterten uns fleißig durch die Speisekarte. Als hätten wir vorher am Sudhang nichts bekommen…
Viel zu schnell war es schon wieder Sonntag, und das Ende der Tour-de-Bier nahte…
Um zehn Uhr morgens trafen wir uns aber zunächst noch zu einem Rundgang durch die mittelalterliche Geschichte der Stadt Amberg.
Während uns eine nette Stadtführerin Episoden aus dem Leben des örtlichen Henkers erzählte (und mit durchaus spürbarer Liebe zum Detail grausige Einzelheiten aus dessen Berufsleben vor unserem geistigen Auge auferstehen ließ…), führte sie uns an die verschiedenen Stätten seines Wohnens und Wirkens.
Plötzlich sprangen Schauspieler in Originalkostümen hinter Haus- und Mauerecken hervor und spielten uns Szenen aus der damaligen Zeit vor, banden uns auch selbst mit ein, und waren genauso plötzlich wieder wie vom Erdboden verschluckt.
An der nächsten Stelle waren sie wieder da, standen mitten unter uns, und schon bald hatten wir das Gefühl, tatsächlich Jahrhunderte in der Zeit rückwärts gereist zu sein und mitten im mittelalterlichen Amberg zu stehen.
Ein eindrückliches Erlebnis, von dem wir noch lange während des leckeren, reichhaltigen Mittagessens in der Brauerei Bruckmüller zehrten, wo wir unsere diesjährige Tour-de-Bier langsam ausklingen ließen.
Noch einmal verkosteten wir örtliche Bierspezialitäten im herrlichen Ambiente einer Brauereigaststätte, die das Glück hat, in historischen Mauern in einem ehemaligen Franziskanerkloster untergebracht zu sein.
Ein würdiger Abschluss – und mir bleibt an dieser Stelle als Chronist nur noch die ehrenvolle Pflicht, Arno Diener und Hans Rolf Linke im Namen aller Tourteilnehmer herzlich zu danken für die Organisation einer Reise, die mit Sicherheit einen Höhepunkt des Bierjahres 2008 für uns alle darstellte!
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